Es kommt Nachwuchs, aber eine große Wohnung ist nicht in Sicht: Immer mehr Familien müssen mit wenig Platz auskommen. Das verlangt nach klugen Lösungen für die Räume.

„Multifunktional“ ist ein Wort, das Amal Sanbar und ihr Mann Alex häufig nutzen. In ihrer 70-
Quadratmeter-Wohnung mitten in Stuttgart sind die Möglichkeiten begrenzt, da müssen viele
Dinge mehrere Funktionen erfüllen. Amal Sanbars Arbeitsplatz zum Beispiel: Vor einem knappen
Jahr kehrte die Innenarchitektin aus der Elternzeit in den Job zurück – coronabedingt im
Homeoffice. Nach langen Überlegungen ließ das Paar einen Stehtisch in der kleinen Küche
einbauen. Wenn Sanbar Feierabend macht, schiebt sie ihren ergonomischen Stehsitz unter die
Tischplatte, zieht den Vorhang darunter zu und stülpt eine Hülle über den Monitor, und der
Arbeitsplatz wird zur Küchentheke. Wenn die Eltern kochen, spielt die zweijährige Tochter Alva
gerne in der gemütlichen Höhle unter dem Tisch.

Immer mehr Familien in Ballungsräumen entscheiden sich dazu, nach der Geburt ihrer Kinder
nicht in größere Wohnungen umzuziehen – weil sie zu teuer sind, weil sie keine finden, weil sie
ihr Viertel nicht verlassen wollen. Das mag zunächst überraschen, hört man doch stets, dass die
Wohnfläche pro Kopf in Deutschland seit Jahren wächst. Allerdings trifft das vor allem auf
Eigentümer und Eigentümerinnen zu. Die hohen Zahlen haben außerdem viel mit der Zunahme
von Single-Haushalten zu tun …

Erschienen am 22. Juni 2022 auf ZEIT ONLINE (Fotos: Verena Müller)

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