Alkohol zu trinken oder herzustellen, war in den Vereinigten Arabischen Emiraten verboten. Heute darf man beides – trotz islamischem Recht.

Es ist ein weiter Weg zu Abu Dhabis erster Brauerei. Im übertragenen Sinn, aber auch im wörtlichen: Vom Haupteingang der Galleria Mall geht es die Rolltreppe runter und immer weiter den Gang entlang, bis ich mich frage, ob ich überhaupt noch im Shoppingcenter bin. Nach gut zehn Minuten stehe ich schliesslich in der hintersten Ecke dieses riesigen Gebäudes und lese den Schriftzug: «Craft by Side Hustle».

Ein geschwungenes Entrée aus dunklen Holzlatten führt in die Brauerei, die Anfang Februar eröffnet hat. Drinnen fällt gedämpftes Licht auf blanke Backsteinwände, Sitzecken im American-Diner-Look. Es ist 15 Uhr 40, der vordere Restaurantbereich ist relativ leer. Noch.

Hochbetrieb an den Zapfhähnen – «das islamische Gesetz ist flexibel», sagt die Islamforscherin. Foto: Laura Geyer

Fast könnte man vergessen, dass man sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten befindet, sässen nicht mitten im Restaurant zwei Männer in weissen Kanduras, den traditionellen emiratischen Gewändern. Auf ihrem Tisch stehen leere Teller, ein Korb mit Brot und zwei Gläser Bier. Wenige Meter entfernt schimmern die Edelstahltanks im offenen Durchgang zur Mikrobrauerei. Genau deshalb seien sie hier, sagt einer der beiden: Sie hätten das Bier probieren wollen, das hier so frisch aus dem Zapfhahn kommt wie nirgendwo sonst in Abu Dhabi.

Biertrinkende Einwohner der Emirate in einer Brauerei-Gaststätte: Wie passt das zusammen? Und vor allem: Sind alkoholische Getränke im Islam nicht verboten?…

Erschienen am 17. März 2024 im NZZ am Sonntag Magazin

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