Die Brasilianer sind sich jetzt schon sicher: Dies sind die Olympischen Spiele der Frauen. Die erste Goldmedaille für Brasilien 2016: Judoka Rafaela Reis. Brasiliens bester Fußballspieler aller Zeiten – ja, Fußballspieler, denn wir reden nicht nur von den Spielerinnen: Marta. Das erste olympische Gold für den Kosovo: Majlinda Kelmendi. Und dann gibt es da auch noch Rafaela Reis, Yusra Mardini und viele mehr.

Rafaela Silva: Die 24-Jährige hat am Montag die erste und bislang einzige Goldmedaille für ihr Land geholt. Rafaela stammt aus der durch den gleichnamigen Film bekannten Favela „Cidade de Deus“, City of God – nur wenige Kilometer entfernt vom Olympiapark. Judo lernte sie in einem Sozialprojekt. Bei den Spielen 2012 in London war sie nach einem unerlaubten Griff disqualifiziert worden. Danach musste sie sich rassistische Beleidigungen anhören. Jetzt jubelt ihr das ganze Land zu.

Marta Vieira da Silva: Im Dezember 2015 hat die Stürmerin den großen Pelé überholt: 98 Tore – Pelé hatte es zu 95 gebracht. Sie war fünfmal Weltfußballerin des Jahres, Experten bezeichnen die 30-Jährige als beste Spielerin der Welt. Waren die Fußball-Frauen den meisten Brasilianern bislang relativ egal, werden sie jetzt gehypt. Kein Wunder: Sie schlagen sich um Längen besser als die Männer. Die Nachfrage nach Trikots der weiblichen „seleção“ steigt. Allerdings gibt es die nur für Frauen. Was machen die Brasilianer? Streichen „Neymar“ auf dem Shirt mit der Nummer 10 durch und kritzeln Marta darunter.

Rosane Reis: Die 29-Jährige hat zwar keine Medaille gewonnen, aber sie hat die bis heute höchste Position unter allen brasilianischen Gewichthebern erreicht: Platz fünf in der Klasse bis 53 Kilogramm, mit 193 Kilo im Zweikampf beziehungsweise 90 Kilo im Reißen und 103 Kilo im Stoßen.

Yusra Mardini: Die 18-jährige Syrerin aus dem Flüchtlingsteam hat sich in die Herzen der Brasilianer geschwommen. Dass sie das Finale nicht erreichte, spielte keine Rolle. Ihre Geschichte ist so unglaublich, dass sie bald verfilmt werden soll: Auf der Flucht von Syrien drohte ihr Boot zu kentern, gemeinsam mit ihrer Schwester zog sie es mehrere Stunden lang schwimmend an Land.

Majlinda Kelmendi: Noch eine Judoka, die das erste Gold für ihr Land holt. Doch in diesem Fall ist es nicht nur eine Premiere bei den Spielen 2016 – es ist das erste olympische Gold überhaupt. Das IOC erkennt den Kosovo ist erst seit Ende 2014 als unabhängiges Land an. Damit hat die 25-Jährige Geschichte geschrieben.

Die Liste der Frauen, die bei dieser Olympiade Rekorde brechen, Erfolge erzielen und Vorbilder schaffen lässt sich beliebig fortsetzen. Mit 5100 Athletinnen nehmen so viele Frauen wie nie an den Spielen teil. Sie machen damit immerhin 45 Prozent aller Olympioniken aus.

Erschienen am 11. August 2016 auf RNZ Online

Foto: Roberto Castro/ Brasil2016