Alles top in Rio? Das IOC zumindest schwärmt in höchsten Tönen. „Rio 2016 ist bereit, die Welt zu empfangen“, zitiert eine Pressemitteilung Nawal El Moutawakel, Chefin des IOC-Koordinationsteams für die Spiele. Sicher: Die Fassade ist inzwischen hübsch anzusehen. Dahinter aber verbergen sich Menschenrechtsverletzungen, nicht erfüllte Versprechen und finanzieller Profit für einige Wenige.

Das „herausragende Olympische Dorf“, von dem El Moutawakel schwärmt, ist sprudelnde Geldquelle und Teil eines elitären Stadtprojekts von Immobilien-Hai Carvalho Hosken und Bürgermeister Eduardo Paes. „Barra da Tijuca ist kein Platz für Arme“, sagte Hosken vor einer Weile offenherzig. Ihm gehört ein großer Teil von Rios reicher Vorstadt. Die Schlafstätten der Sportler kommen nach den Spielen als Luxusapartments dazu.

Dafür verschwinden nach und nach die Favelas aus Barra. Zuletzt musste die Vila Autódromo dem Olympiapark weichen – und das, obwohl deren Bewohner der Stadt einen Urbanisierungsplan vorgelegt hatten, der die Vila in den Olympiapark integriert hätte und zudem billiger gewesen wäre, als die Umsiedlung. Nur 30 Personen haben Widerstand geleistet. Sie bekommen jetzt neue, einheitliche Häuschen von der Stadt. Damit die Siedlung wenigstens nicht so arm aussieht.

Doch El Moutawakel ist überzeugt: „Die Brasilianer werden ein Legat hinterlassen, von dem die Einwohner der Stadt und des ganzen Landes für Jahre profitieren werden.“ Die Einwohner? Das gilt sicher nicht für die Armen. Als Rio die Spiele zugesprochen bekam, hatte Eduardo Paes noch gelobt, sämtliche Favelas bis 2020 zu urbanisieren. Das Programm verschwand schon 2014 wundersamerweise vom offiziellen Plan, den die Stadt an das IOC übergab.

Die olympischen Versprechen bezüglich der Umwelt blieben zwar bestehen, wurden aber sämtlich nicht erfüllt. Die IOC-Pressemitteilung spricht von einer „deutlich verbesserten Wasserqualität“ in der Guanabara-Bucht. Und die Organisatoren sind „zuversichtlich“, dass diese ebenso wie die Lagune Rodrigo Freitas beste Bedingungen für die Athleten aufweisen werden.

Nicht vernachlässigt wurden dagegen die olympischen Prestigeprojekte, die Rio für den Immobilienmarkt aufwerten. Dazu steckt die Stadt Millionen in vier neue Schnellbuslinien, die nach den Spielen als „Legate“ für die Bevölkerung bleiben. Neben den Schnellbussen soll auch die Metrolinie 4 zwischen Ipanema und Barra da Tijuca bis zum 5. August fertig werden, verspricht das IOC. Tatsächlich sollte der Eröffnung eine Testphase im Vollbetrieb vorausgehen. Diese Phase kann nun erst am 5. August beginnen. Mit den Olympia-Gästen als Testpersonen.

Entsprechend beschränkt sich die Olympiabegeisterung in Rio bislang wohl auf das IOC, die lokalen Organisatoren und die, die wie Carvalho Hosken von dem Megaevent profitieren.

Erschienen am 13. Juli 2016 auf RNZ Online