Auch am zweiten Tag des „Maifeld Derbys“ hält sich das Wetter, die Stimmung steigt im Vergleich zum Auftakt. Kein Wunder, wartet der Samstag doch mit einigen (überraschenden) Höhepunkten auf.

Der Festivalstyle: Irgendwo zwischen Hippie und Hipster bewegt sich das Publikum des Maifeld Derbys. So finden sich auf der Style-Liste Klebebärte ebenso wie Blumenkränze, Hüte neben Haarbändern und Flamingo-Lichterketten über indischen Pumphosen. Eigenwillige Kombinationen aus langem Rock mit Gummistiefeln oder Leggings unter knielangen Strümpfen (bei einem jungen Mann) sind ebenso zu entdecken wie die üblichen, inflationär verbreiteten Turnbeutel. Glitter im Gesicht gehört zu den Festivalaccessoires wie Seifenblasen und Konfetti. Einfallsreicher sind zwei junge Frauen, die sich ein zweites Paar Augen ins Gesicht gemalt haben. Ansonsten fällt nur auf, wer sich zum Beispiel ein Drachenkostüm anzieht, ein Steckenpferd auf den Konzerten tanzen lässt oder einen pinken, aufblasbaren Flamingo mit sich herum trägt.

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Das Essen: Auch am gastronomischen Angebot merkt man, dass das Maifeld Derby ein kreatives Festival ist: „Handbrot“, Thailändisch, Falafel und Maultaschen stehen dem hungrigen Besucher zur Auswahl, in einer Ecke auch die obligatorische Currywurst. Besonders ausgefallen: der Kuchenburger. Man wähle „Brötchen“ (zum Beispiel Zitronenkuchen), Füllung (Cheese Frosting) und Toppings (frische Erdbeeren, rosa Herzchen, Kokosflocken), und fertig ist der individuelle Doppelwhopper. Den muss man aber auch mit mindestens einer Freundin teilen, um einem Zuckerschock zu entgehen.

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Die Steckenpferddressur: „Mut zur Anmut“, proklamiert die Bande um das Dressurgelände, und für Anmut ist sich hier keiner zu schade. Elegant traben Bibi und Tina auf Jaqueline und Sputnik ein, absolvieren Horse Walk und Drehung tadellos, grüßen die Jury formvollendet. Das gibt eine hohe Punktwertung. Am Ende kommt es zum Stechen zwischen dem Zweierteam und Schmucki dem Dritten, der zuvor eine starke Show hingelegt hatte. Im Free Style zeigt er sich mit Sprüngen über den Damenbock und durch den Armring deutlich stärker als Bibi und Tina, muss sich aber doch den ersten Platz mit den beiden teilen. Herrlich, wie bierernst der Moderator die Spaßveranstaltung kommentiert.

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Der Singer-Songwriter: Ein musikalischer Höhepunkt des Tages ist Charlie Cunningham. Der Sänger bezaubert mit einer besonderen, weichen Stimme und seiner Gitarre, die immer wieder mal nach Flamenco klingt – der Brite hat eine Weile in Spanien gelebt. Das alles hautnah auf dem Parcour d’Amours, zwischen Herzen, Blumen und Lichterketten – besser hätte es nicht passen können. Der Wind weht Seifenblasen auf die Bühne, Cunningham freut sich: „Mehr davon, Seifenblasen sind gut!“ Nicht nur ein toller Musiker, auch noch höflich und herzlich ist er, bedankt sich nach jedem Song bei seinem Publikum: „Ich kann nicht glauben, dass ihr mich ‚Brand New’ vorzieht, die gerade auf der anderen Bühne spielen – aber geht jetzt bitte nicht!“ Für den Schlussapplaus stehen die Zuschauer sogar von ihren Plätzen auf.

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Die Rocky Horror Pop Show: Nicht Mogwai ist am Ende der krönende Abschluss des zweiten Tages – die Lautstärke im Palastzelt ist kaum auszuhalten, selbst draußen dröhnen noch die Ohren. Außerdem ist das große Finale um 23 Uhr bereits gelaufen: Foxygen hat endlich schrillen Spaß aufs Maifeld Derby gebracht. Eigentlich ist schon der erste Song ein Finale, und der zweite, und der dritte… Sänger Sam France springt bei den ersten Klängen in den Fotograben und weiter ins Publikum, wieder auf die Bühne, auf die Box, so schnell kann man kaum folgen. Das Bühnenbild ist ebenso exzentrisch wie die Band, die Musik ein wilder Mix aus 80ern, Rock’n’Roll und Glam Pop. Die Choreographien der drei Background-Sängerinnen erinnern an die Rocky Horror Show, France provoziert ebenso gern wie Frank in dem legendären Musical: „Heute Abend habe ich mit meiner Freundin Schluss gemacht, und mit meinem Freund auch.“ Ganz großer Glamour-Faktor.

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Erschienen am 24. Mai 2015 auf RNZ Online

Siehe auch Fotos von Tag 1 und Tag 3.

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